
Mit Spannung war der Große Preis von Belgien innerhalb der Division 2 erwartet worden. Der ein oder andere malte sich bereits im Vorfeld verschiedenste Szenarien aus. Am Ende des Abends musste man sagen, dass einige Vorstellungen sich erfüllten. Andere wiederum nicht und so war es ein Auf und Ab der Emotionen. Schließlich stellte sich nach dem Rennen die Frage ob die Meisterschaft nun schon vorentschieden sei und ganz nebenbei egalisierte ein Debütant noch einen Allzeitrekord.
Die Turbulenzen aber setzten an diesem Abend schon vor Beginn der Qualifikation ein. Zwei der sechs geplanten Rookies konnten kurzfristig nicht zum Start antreten. Bei Maximilian Aichinger (Chapman) versagte die Technik. Da diese Probleme nicht schnell behoben werden konnten war ein Start unmöglich. Gleiches galt auch für Alex Woitala (Buttler-Pal), welcher mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte und daher nicht an den Start ging. Gepaart mit weiteren Ausfällen ergab sich zu Qualifikationsbeginn ein Fahrerfeld von 16 Piloten, womit der Saisonrekord vom letzten Rennen in Deutschland (18 Fahrer) vorerst bestehen bleibt.
In der Qualy selbst ging es dann an der Spitze eng zu. Die beiden favorisierten Afelians schöpften nicht das volle Potenzial aus, was unter anderem auch Christian Dittmer (Chapman) verhinderte, welcher im letzten Versuch vor den WM-Führenden lag und diese auf seiner Runde ausbremste. Der Profiteur war am Ende überraschenderweise Rookie Rouven Meschede (Katzes Racing), welcher sich in aller letzter Sekunde den ersten Platz vor Heiko Kolvenbach (Buttler-Pal) sicherte. Doch die Freude währte nur kurz. Da Meschede direkt nach seiner schnellen Runde abstellte, bekam der 15-jährige eine +3 Plätze Strafe in der Startaufstellung aufgebrummt. Dafür rückte Kolvenbach nun vor Jörn Dicks und Jan Winter (TDD by Kostec) auf die Pole-Position. Morgen Freeway (Manziel) hatte unterdessen zu kämpfen und bekam auch auf Grund technischer Probleme keine konkurrenzfähige Runde zusammen. Er ging von Rang 16 ins Rennen. Auch den beiden Volksmobil gelangen keine Zeiten für die Spitzengruppe. Peter Andrews schlug Dominic Rustemeier und startete so vor ihm auf der Neun.

Der Rennstart dürfte allen Beteiligten wohl noch länger im Gedächtnis bleiben. Zum einen, weil Johannes Michl (MG Falcon) sich am Ende der Einführungsrunde in der Startaufstellung drehte und so letztlich aus der Box starten musste, zum anderen wegen den ersten beiden Kurven. Bereits in der ersten gab es kleinere Kollisionen zwischen mehreren Piloten, ehe in der Eau Rouge die Hölle losbrach. Beide Afelian Fahrer hatten im Vorfeld die Eau-Rouge im Windschatten genau trainiert. Was Dicks und Co. allerdings nicht bedachten waren die kalten Reifen. Die Mischung aus Dirty-Air, Eisgummis und dem aggressiven Setup löste die Katastrophe aus. Sowohl Jörn Dicks als auch Alexander Hess verloren Mitte der Kurve die Kontrolle über ihre Fahrzeuge und schlugen mit Highspeed in die Mauer ein. Während Dicks auf die Strecke zurückflog und dabei unter anderem Christian Dittmer (Chapman) mitnahm, verabschiedete sich Hess in die beschaulichen Wälder der Ardennen. Umso kurioser, der Afelian Pilot kehrte von seinem Waldspaziergang zurück, fand eine Lücke in der Strecken-begrenzung und setzte mit krummen Fahrzeug sowie ohne Frontflügel den Grand Prix fort. Dicks indessen hatte weniger Glück. Nach dem Zusammenprall mit Dittmer ergab sich eine Folgekollision, als Johannes Michl mit einbrechendem Sitz und Vollgas in die Gruppe aus ramponierten Autos rauschte. Dabei traf der Falcon Pilot vor allem Nico Postkämper (WR Racing), welcher chancenlos war und den Wagen anschließend genau wie Michl abstellen musste. Auch Dicks konnte sein Rennen nicht mehr fortsetzen. Die Rennleitung rief anschließend eine Safety-Car Phase aus.

Diese nutzten bereits einige Piloten um ihren Pflichtboxenstopp zu absolvieren. Darunter unter anderem Heiko Kolvenbach (Buttler-Pal) und Jan Winter (Kostec), welche die Startphase überlebt hatten. Da Rouven Meschede (Katzes Racing) und Morgan Freeway (KFZ-Schubert-Manziel) weiterfuhren, übernahmen die beiden vorerst die Führung des Grand Prix. Als die vier Wracks der Unfallopfer wieder beseitigt waren wurde das Rennen wieder freigegeben. Meschede übernahm direkt zum ersten Mal das Tempo und verlor die gewonnene Führung sofort wieder. In Kurve eins unterschätzte der Rookie die kalten Bremsen und verpasste den Einlenkpunkt. Das nutzte Kolvenbach um erst Freeway zu überholen und dann die Führung zu übernehmen. Auch Jan Winter versuchte direkt mitzuziehen, musste sich aber vorerst auf Rang drei hinter Meschede einreihen. Weiter hinten ging es wild zu und Alexander Hess startete seine Aufholjagd im Afelian. Bereits nach wenigen Runden hatte Hess den Anschluss an die Top-5 wieder hergestellt. Dennoch erlebte der zukünftige VM Pilot bald den nächsten Schreckmoment. Beim Überholversuch von Morgan Freeway, berührte er selbigen vermeintlich. Freeway verlor am Ende der Camel-Straight die Kontrolle und schlug irreparabel in der Leitplanke ein. Später zeigte sich, dass technische Schwierigkeiten beim Manziel Piloten die Probleme verursachten und nicht Alexander Hess. Die Folge aber war die zweite Unterbrechung des Rennens in Form einer Full-Course-Yellow Phase.
Diese nutzten dann alle Piloten, welche ihren Pflichtstopp noch nicht absolviert hatten, um die Boxengasse aufzusuchen. Damit blieb Kolvenbach vor dem Meisterschaftsführenden Jan Winter an der Spitze. Meschede kam mit 5-Sekunden Rückstand aus der Box. Seine frischeren Reifen brachten dem Rookie aber nur bedingt etwas und so konnte der Katzes Racing Team Pilot zwar wieder etwas Boden gut machen, musste auf Grund des höheren Reifenverschleißes aber bald ernüchtern. Im Mittelfeld indessen gab es den ein oder anderen tollen Zweikampf zu bestaunen. So überholte Peter Andrews (Volksmobil) erst Patrick Newman (Archer) und ging anschließend auch an Rookie Dominik Wiesner (Kostec) vorbei als dieser sich drehte. Mit zweitweise Rang sechs und Rang sieben konnte sich VM Hoffnungen auf Big Points machen.

An der Spitze bestätigte Heiko Kolvenbach (Buttler-Pal) in der Folge souverän den starken Ersteindruck. Der Neuzugang brachte das Rennen auf den alten Reifen problemlos zu Ende und musste während der Schlussphase auch keine Angriffe von Seiten Jan Winters (Kostec) mehr befürchten. Dennoch erlebte der Neuling nochmals eine Schrecksekunde, als sich Rookie Sascha Tiersch (Katzes Racing) in der Bus-Stop drehte und ihm Kolvenbach ins Heck fuhr. Tiersch verlor seinen Heckflügel, während Kolvenbach Glück hatte und das Rennen ohne Flügelverlust fortsetzen konnte. Am Ende blieb der Sieg und damit ein deutliches Ausrufezeichen an die Konkurrenz, welche ihn auch in Zukunft auf dem Schirm haben muss. Er egalisierte damit zudem den alleinigen Rekord von Yannik Barwig. Als Neueinsteiger während einer D2 Saison seinen ersten Grand Prix zu gewinnen, gelang bisher nur dem aktuellen Newman Racing Piloten. Winter unterdessen priorisierte den Meisterschaftsstand und brachte den zweiten Platz und damit 12 sichere Punkte mit nach Hause. Big Points und vielleicht schon eine kleine Vorentscheidung im Titelkampf mit Jörn Dicks (Afelian), welcher sich nach dem Rennen sehr niedergeschlagen zeigte. Damit geht Winter mit 15 Punkten Vorsprung in den nächsten Grand Prix.
Feiern durfte neben Kolvenbach auch ein anderer Neuzugang. Rouven Meschede (Katzes Racing) konnte zwar auf den frischeren Reifen nicht mehr an der Spitze angreifen, schloss aber bei seinem Debüt auch direkt das Podium ab. Ein gutes Resultat für den 15-jährigen, welcher ohne den einen oder anderen Faux-Pas, im Laufe des Rennabends, sogar mehr hätte erreichen können.

Am Podium vorbei schrammte dieses Mal Afelian Pilot Alexander Hess. Für den frisch gebackenen VFC-Fahrer, war es eine starke Aufholjagd nach einem harten Anfangscrash. Dass Hess letztlich noch so ein starkes Ergebnis in einem sicherlich nicht mehr optimalen Auto herausholte, zeugt von der Qualität des Deutschen. Diese bewies auch Philipp Feckeler, welcher das bisher beste Cliffort Resultat in der diesjährigen D2 einfuhr und die Top-5 abschloss. Zu den großen Gewinnern und Überraschungen im Mittelfeld zählte unterdessen Patrick Newman (Archer). Die VFC-Legende war erst kurz vor Rennstart auf den Server gekommen und holte anschließend von Rang 17 einen starken siebten Rang. Selbigen gab VM-Teamchef Peter Andrews kurz vor Schluss aus der Hand, indem er seinen sechsten Cut erhielt und nach der folgenden Durchfahrtsstrafe auf Rang 10 zurückfiel. Die Profiteure waren Newman, Henrik Adolphs (MG Falcon) und Dominik Wiesner (Kostec). Stefan Schubert (KFZ-Service-Schubert-Manziel) hingegen verpasste mit Rang 11 haarscharf sein erstes Punkteergebnis.
Autor: Julian Kopp
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