
Es war einer dieser Tage an denen alles passte. An dem sowohl die Qualifikation als auch das Rennen für Bastian Paisler (OMD) reibungslos verliefen. Das Resultat war der zweite Saisonsieg und die lebende Hoffnung auf den vierten Rang in der Team-WM. Ein Sieg der den WM-Kampf zumindest zeitweise in den Hintergrund stellte. Am Ende aber machte Kevin Peters (FSR) auch dort einen großen Schritt Richtung Fahrer-WM.
Nach den lange anhaltenden Schwimmkursen der letzten Monate erlebten die Piloten zur Abwechslung in Sepang mal wieder einen Rennabend unter trockenen Bedingungen. Bereits in der Qualifikation wurde das deutlich, da sich die Kräfteverhältnisse der Autos nun deutlicher abhoben. So konnte sich das Full Send Racing Team wieder dem starken Hotaka Motor bedienen und setzte am Ende ungefährdet beide Autos in die erste Startreihe. Dabei wurde Kevin Peters jedoch abermals von seinem Teamkollegen Tim Brendel geschlagen, welcher sich seine siebte Pole-Position der laufenden Saison sicherte. Bestwert 2020! In die zweite Startreihe positionierte sich das Newman Team. Der WM-Herausforderer und amtierende Weltmeister Jannis Wollborn schlug dabei seinen Teamkollegen Aleksandar Knezevic. So blieb die Frage nach der drittstärksten Kraft. Diese Position nahm das Team von Volksmobil für sich ein. Dabei zog Marc Schlüter gegenüber von Sven Schubert den kürzeren. Innerhalb der Top-6 blieben die großen Überraschungen also aus. Erstaunlich stark präsentierte sich allerdings das Cesario Team. Larry Fischer sicherte sich den Best-of-the-Rest Platz hinter den VM und deutete seit langem wieder mal sein Potenzial an. Auch sein aktiver Teamkollege Yannik Barwig schaffte mit Platz neun den Sprung in die Top-10. Weiterhin zufrieden dürfte Bastian Paisler (OMD) gewesen sein. Er war der schnellster Fahrer der Medium-bereiften Piloten und fuhr auf einen starken achten Rang. Damit verschaffte sich der Deutsche eine ideale Ausgangsituation für das Rennen. Weitere große Überraschungen blieben indes aus. Die beiden Clipper Fahrer Pascal Pohlenz und Marvin Schumacher mussten auf Grund von Fehlern ihre Runden abbrechen und starteten am Ende des Feldes. Dominik Cybok (Speedster) durfte auf Grund einer Strafe aus dem Italien Rennen nicht an der Qualifikation teilnehmen und musste aus der Box starten.

Der Rennstart wurde zu einem der kurioseren der laufenden Saison. Trotz breiter Fahrbahn kam es bereits an der Start und Ziellinie zur ersten Kollision. Yannik Barwig kämpfte beim losfahren mit durchdrehenden Reifen. Dabei bog der Cesario kurz nach rechts ab in die Front des anfahrenden Cliffort Autos von Alexander Kraft. Barwig verlor seinen Heckflügel und schoss über die Fahrbahn wieder zurück auf die linke Seite. Diese Pendelbewegung löste einen Massencrash aus in den unter anderem Cooper McAllister, Gino Gaggiano, Pascal Pohlenz, Fabian Jungbluth und Travis Carter hineingezogen wurden. Gerade Carter erwischte es übel. Die VFC-Legende wurde in die Mauer geschleudert und büßte beide Flügel ein. Durch die mehrfachen Drehungen dürfte Carter zudem kurz die Orientierung verloren haben.
Weiter vorne bekam man von der Scooter Einlage weniger mit. Tim Brendel verlor seine Pole-Position an den Teamkollegen und Jannis Wollborn. Sven Schubert indes überholte Knezevic und sicherte sich vorerst den vierten Platz. Noch bevor Peters sich richig absetzen konnte fuhr Wollborn in der ersten Kurve auf das Heck des FSR Piloten auf und sorgte bei beiden für einen leichten Dreher. Für die folgenden Fahrer mit Sven Schubert und Knezevic war dies ein Schockmoment, da Peters quer auf der Fahrtlinie stand. Bei der leichten Kollision blieben größere Blechschäden allerdings aus. So übernahm wieder Tim Brendel die Führung in Malaysia. Denkbar ungünstig verlief der Start des Rennens auch für Rookie Dominik Cybok. Auf Grund eines Absprachefehlers konnte der Speedster Fahrer den Wagen nicht aus der Box starten. Ein weiterer bitterer Rennabend für Cybok.
In der Folge setzte sich Tim Brendel an der Spitze immer mehr vor den beiden Newman Piloten ab. Beide mussten sich ohnehin eher auf den dahinterfahrenden Peters konzentrieren, der aber vom Topspeed der Konkurrenz überrascht wurde und erst einmal nicht vorbeikam. Hinter den beiden Top-Teams konnten auch die Volksmobil Fahrer das Tempo am Anfang mitgehen. Beide fahren dabei verfolgt von Larry Fischer, der einen starken ersten Stint fuhr. Dahinter erfolgte der erste große Cut des Feldes mit Bastian Paisler als ersten Medium Piloten.

Allen Beteiligten war in dieser Phase anzumerken, dass man vorerst eher passiv auftrat um die ersten Stopps abzuwarten. Bei über 30 Grad Streckentemperatur war abzusehen, dass die Piloten viel mit dem Reifenmanagement zu tun haben würden. Der große Verlierer dieser ersten Stopps war ausgerechnet Kevin Peters. Der WM-Führende ließ irrtümlich einen Schaden am Wagen reparieren, welcher aus der Kollision mit Wollborn resultierte. Das hatte zur Folge, dass Peters ganze 13 Sekunden an der Box stand und so keinen Vorteil davon hatte länger als die Newmans auf der Strecke geblieben zu sein. Als Flop erwies sich dabei auch die Taktik der VM. Beiden blieben von der Spitzengruppe am längsten auf der Piste und verloren so durch die abbauenden Reifen und Zeiten stark an Boden. Profiteur war Larry Fischer, welcher nun beide überholte. In dieser Phase übernahmen die Greenfield Teams die Führung. Bastian Paisler fand sich an der Spitze wieder mit einigem Abstand zu den Clifforts Alexander Kraft und Jannik Maleika. Dahinter folgte die bisherige Spitzengruppe. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde klar, dass man bei Paisler tatsächlich auf 1-Stopp gehen konnte. Ein mögliches Siegesszenario ließ das immer realistischer werden. Hinzu kam, dass Paisler nun mit die schnellsten Rundenzeiten fuhr. Von der ursprünglichen Spitzengruppe entschied sich die Mehrzahl der Fahrer für die harten Reifen im Mittelstint. Querschießer waren Kevin Peters und Larry Fischer, welche sich abermals für Soft entschieden.
Durch die weicheren Reifen gewann Peters nun an Fahrt und schnappte sich nach hartem Kampf beide Newman Fahrer. Damit begann die Jagd auf den Teamkollegen, auf welchen er in Runde 19 noch drei Sekunden Rückstand hatte. Zur Rennhalbzeit kamen dann auch die Greenfield Piloten, für welche nur ein Stopp geplant war. Damit verlor Bastian Paisler erst einmal seine Führungsposition und nahm auf Rang acht sein Rennen wieder auf. Nun hing alles vom kommenden Stint ab. Die beiden Cliffort fielen erst einmal auf Rang neun und zehn zurück.

Stopp bereinigt fiel wieder die starke Leistung des Larry Fischer auf. Der Cesario Pilot durfte sich aber nur kurz über den 5. Platz freuen, denn schon kurze Zeit später wurde er von seinem Team zum zweiten Box gerufen. Selbiges sah man auch von Peters, was darauf schließen ließ, dass beide auf eine 3-Stopp Strategie setzten. Fischer entschied sich außerdem abermals für die weichen Reifen, während Peters nun einen hartbereiften Stint fahren wollte. Den Vorteil der Gummis konnte Kevin Peters allerdings nicht vollständig ausspielen, da der WM-Führende im Verkehr landete und so anfangs nur bedingt Zeit gut machte. Doch schon kurze Zeit später kamen auch die Newman Piloten in die Box. Als beide auf die Strecke zurückkehrten merkte man wieviel Zeit man verloren hatte. Aleksandar Knezevic fiel so zwischenzeitlich bis auf Rang zehn zurück.
Nun begann das letzte Renndrittel, welches es absolut in sich haben sollte. Bereinigt von der Boxenstrategie führte Bastian Paisler zehn Runden vor dem Ende das Rennen um nur knapp fünf Sekunden an. Hinzu kam, dass Kevin Peters den Teamkollegen nun ein- und überholt hatte. Auch die beiden Clifforts von Maleika und Kraft schlugen sicher weiterhin gut und sahen sich mit Rang vier und fünf in einer guten Ausgangssituation. Doch die Hoffnung auf dicke Punkte und den möglichen vierten Platz in der Team-WM erhielt nur kurze Zeit später ihren ersten Dämpfer. In Runde 31 explodierte der Unity Motor und Maleika rollte, eine große Rauchwolke hinter sich herziehend auf der Start- und Zielgeraden aus. Allerdings entschied sich die Rennleitung in dieser Phase gegen das Safety-Car. Eine Entscheidung, welche den Vorgaben der GSO entsprach möglichst sensibel mit dieser Art von Entscheidungen umzugehen. Stattdessen entschied man sich für ein Full-Course-Yellow. Eine Nachricht die Gonzalez Cattivo am Boxenstand von Cesario jubeln ließ. Larry Fischer konnte nun seinen letzten Stopp ohne großen Zeitverlust absolvieren und brachte sich mit Rang sieben vor den VM in eine günstige Ausgansposition für die letzten Runden. Auch Kevin Peters nutzte es für seinen letzten Stopp und fiel hinter Jannis Wollborn auf Rang fünf zurück.

Der Motorschaden von Jannik Maleika erschien wie ein warnender Zeigefinger über dem Hitzeofen von Sepang. Ein böses Omen, dass die Fahrer nicht unterschätzen sollten. Dennoch holte sich dieses Schicksal seine nächsten Opfer. Nach dem Restart geschah in Runde 33 das Unfassbare. Im Mittelsektor ging dem an diesem Tag überragenden Larry Fischer der Motor hoch. Fassungslos stellte der Deutsche den roten Flitzer weit ab der Strecke innerhalb der Wiese ab. Die starren Mienen am Stand der Scuderia waren Sinnbild für diesen Schicksalsschlag. Damit war klar, dass man auch aus Malaysia mit leeren Händen zurückkehren würde. Gonzalez Cattivo verlor dazu nach dem Rennen kaum Worte. Er gab nur zu Protokoll: „Larry hat in Malaysia sein wahres Potenzial gezeigt.“
Unterdessen spitzte sich die Situation im vorderen Feld immer mehr zu. Kevin Peters hing hinter seinem direkten WM-Gegner Jannis Wollborn fest und versuchte mehrmals vergeblich vorbeizukommen. Nach weiteren Versuchen und teils überharten Verteidigungsmanövern seitens Wollborns schaffte es Peters aber dann doch vorbei. Klar war jedoch, dass Tim Brendel vor ihm die Ziellinie überqueren würde. Er und Bastian Paisler waren bereits über 12 Sekunden entfernt.
Aber auch bei den beiden wurde es langsam eng. Fünf Runden vor dem Ende war Tim Brendel bis auf eine Sekunde an den OMD-Piloten herangekommen. Dann allerdings leistete sich Brendel kleinere Fahrfehler, welche wohl auch dem abbauenden Reifen geschuldet waren. Gerade als der FSR-Fahrer sich wieder herankämpfte geschah der Super-Gau für das Cliffort Team. Nach dem Motorschaden von Maleika ging auch Cooper McAllister auf Rang neun liegend der Antrieb kaputt. Beinahe zeitgleich erwischte es auch den dritten Cliffort. Alexander Kraft bekam technische Probleme und erlebte wie in Silverstone einen Abflug in Folge dessen er den Wagen auf Rang fünf liegend abstellen musste. Ein unfassbar bitterer Abend für das Cliffort Team, welches wichtige Punkte liegen lässt.

Auf Grund dieser beiden Ausfälle wurde zwei Runden vor dem Ende die letzte Full-Course-Yellow Phase ausgerufen, mit welcher die Rennleitung auch das Rennen beenden ließ. Damit war der zweite Saisonsieg für Bastian Paisler besiegelt. Auch der Kampf um die WM nimmt mit diesem Resulat weiter formen an. Kevin Peters holte einen Zähler mehr als Jannis Wollborn und geht mit 15 Punkten Vorsprung in die letzten beiden Rennen.
Durch die späten Ausfälle profitierten natürlich noch einige Piloten und sackten unerwartet Punkte ein. Pascal Pohlenz, durch den Start noch zurückgeworfen worden holte mit Rang acht wichtige Zähler für Clipper und sorgt so dafür, dass das Team das erste Mal in dieser Saison den letzten Platz in der Team-WM wieder verlässt. Dieser gehört nun dem Traditionsrennstall von Cesario. Zudem stellten beide Saldo die Autos in die Punkte. Daniel Bentenrieder erwischte dabei seinen stärksten Rennabend des laufenden Jahres und wurde neunter. Der Schweizer Luca Zorn musste sich dieses Mal mit Rang elf geschlagen geben.
Das komplette Rennergebnis des Malaysia GP findet ihr hier:

Die komplette Wiederholung des Malaysia GP findet ihr hier:
Autor: Julian Kopp