
Mit einem Paukenschlag hat Pascal Pohlenz (Clipper) den Großen Preis von Japan gewonnen. Dabei hielt es die Spitze lange spnnend im Kampf um den Sieg. Am Ende blieb ein zufriedener Kevin Peters und die gute Ausgangslage für das Saisonfinale in Mexiko.
Dabei war im Wesentlichen die Qualifikation für die bereits spannende Ausgangslage verantwortlich. Entgegen aller Erwartungen der Wetterberichte begann es schon kurz nach Beginn der Qualifikation zu regnen. Ein Umstand der vor allem Marc Schlüter entgegen kam. Der Deutsche startete bereits früh und erwischte so die besten Bedingungen in der Qualy. Die Folge war seine erste Pole-Position in der aktuellen Saison. Leidtragende waren aber vor allem die anderen Top Teams. Während Aleksandar Knezevic und Jannis Wollborn bei Newman mit den Top-10 noch Schadensbegrenzung betrieben, verlief die Session für Full Send Racing weniger erfolgreich. Tim Brendel konnte bei den schwierigen Wetterverhältnissen lediglich Rang elf herausholen. Teamkollege und WM-Anwärter Kevin Peters zeigte in der Nässe abermals Nerven und verlor den Wagen im Mittelsektor. So blieb für ihn ein 13. Rang, welcher noch mit einer doppelten 3-Plätze-Strafe aus dem Training belastet wurde. Somit stand Peters vor der großen Herausforderung das Feld von hinten aufzurollen, während Kontrahent Jannis Wollborn von Rang fünf ins Rennen ging. Überraschende Profiteure des Wetterchaos waren unter anderem Alexander Kraft (Rang 2 - Clipper), Yannik Barwig (Cesario - Rang 3), Fabian Jungbluth (Speedster - Rang 4) oder Travis Carter (Clipper - Rang 9).

Somit war die Grundlage für einen spannenden Rennabend geschaffen. Am Start gelang es Marc Schlüter vorerst seine Führung gegen die langsameren Fahrzeuge hinter ihm zu verteidigen. Der Start in die erste Kurve verblieb dabei weitestgehend ereignislos. In der Folge allerdings kam es vor allem im Mittelfeld zu chaosartigen Szenen an denen unter anderem Travis Carter, Lorenzo de Ciutis und Yannik Maleika beteiligt waren. Kevin Peters schaffte es indessen den Gefahren aus dem Weg zu gehen und stand dadurch bereits nach der zweiten Runde auf dem 9. Platz. Ein perfekter Start für den WM-Leader, welcher bei einer Platzierung vor Jannis Wollborn bereits sicher Meister wäre. Der amtierende Champion allerdings erwischte ebenfalls eine gute Anfangsphase und war bereits nach zwei Runden auf dem zweiten Platz mit etwas Abstand zu Marc Schlüter wiederzufinden. Sein Teamkollege Aleksandar Knezevic machte in der Zeit fünf Ränge gut und war damit fünfter. Yannik Barwig (Cesario) und Pascal Pohlenz (Clipper) waren ebenfalls noch auf drei und vier zu sehen.

In der Folge entwickelten sich vorallem im Mittelfeld mehrere Grüppchen die leidenschaftlich gegeneinander fighteten. Beide FSR überholten gegen einen stark verteidigenden Bastian Paisler und hatten damit einige Probleme in Form von Ausritten (Tim Brendel) und Strafen (Kevin Peters). Unterdessen verlor Yannik Barwig an der Spitze immer mehr Positionen und wurde auf Rang sechs liegend als erster zur Box gerufen. Eine Entscheidung, welche sich als fatal herausstellen sollte. Nach seinem Stopp kam Barwig genau in eine der größeren Mittelfeldgruppen, in welcher unter anderem die Equipo Saldo wiederzufinden waren.
Dadurch verlor der Cesario wichtige Zeit, welche bis zum Ende hin nachwirkte.
Marc Schlüter erging es dabei besser. Der Führende kam kurze Zeit später und entging der großen Verkehrsschlacht. Immer mehr meldete sich in dieser Phase allerdings Pascal Pohlenz zu Wort. Der Clipper Pilot fuhr mittlerweile auf den warmgelaufenen Greenfield Reifen die besten Zeiten und schickte sich an den in Führung liegenden Wollborn zu überholen. Doch Pohlenz gelang das fast für unmöglich gehaltene. Er ging am Newman vorbei und anschließend zur Überraschung vieler an die Box. Pohlenz erwies sich damit als erster Greenfield Pilot der in der Spitze wiederzufinden war und nicht auf einer 1-Stopp Strategie plante. Wollborn nutzte die Situation um ebenfalls zum Stopp zu kommen.

Die FSR-Piloten warteten am längsten mit ihrem ersten Stopp und kamen in Runde 14 und 15 zum Gummiwechsel. Durch den langen und zeitlich schnellen Stint machte das Team weiter Boden auf die Piloten um Knezevic (Newman) und Sven Schubert (Volksmobil) gut. Auch einen 1-Stopper fand man im vorderen Feld. Bastian Paisler (OMD) war wie so oft mit nur einem Boxenstopp geplant und kam pünktlich zur Rennmitte an die Box. Damit hatte er weiter Aussichten auf einen Top-5 oder Podestplatz.
Indessen kam Sven Schubert unter starken Druck der FSR. Zuerst überholte Tim Brendel den VM mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit, ehe auch Kevin Peters langsam aber sicher herankam. Die Gruppe der Topfahrer zog sich immer mehr zusammen. Auch Aleksandar Knezevic musste sich in der Folge beugen, auch wenn der Bosnier alles tat um ein Manöver von Tim Brendel zu verhindern. Die Jagd nach dem Podium war für in vollem Gange während Jannis Wollborn sich an der Spitze zuerst die Führung und dann weitere Sekunden Abstand zu Pascal Pohlenz errang. Daniel Bentenrieder (Equipo Saldo) und Travis Carter waren bis dahin die einzigen beiden Piloten, welche den Wagen abstellen mussten und dabei technischen Problemen unterlagen.

In Runde 24 verlor dann Luca Zorn seinen Equipo Saldo im Mittelsektor und schlug hart in den Reifenstapel ein. Dabei verlor der Schweizer ein Hinterrad und musste den Grand Prix so aufgeben. Eine Full-Course-Yellow Phase wurde ausgerufen und damit die Möglichkeit für alle Piloten ihren letzten Stopp des Rennens zu absolvieren. Gerade für Bastian Paisler war dies der Game Changer, da der Strategie-Vorteil des Siegers aus Malaysia somit verpuffte.
Beim Restart des Rennens attackierte Jannis Wollborn an der Spitze direkt Pascal Pohlenz um seinen Reifenvorteil auf Soft-Yasudas zu Beginn des Stints zu nutzen. Bereits hier war klar, dass Pohlenz am Rennende nochmal klar im Vorteil sein dürfte. Marc Schlüter lag sicher auf seinem dritten Platz, welchen er auch bis zum Rennende nicht mehr verlor. Dahinter wurde unterdessen weiter um die Top-5 Plätze gestritten.
Aleksandar Knezevic war wieder vor Tim Brendel gekommen und wehrte sich gegen dessen Gegenattacken verbissen. Dahinter überholte Kevin Peters den VM von Sven Schubert und machte ebenfalls Druck nach vorne zu kommen. Schließlich gelang Tim Brendel in Runde 34 das Manöver vor der Start-Ziel-Geraden. Kevin Peters schaffte es kurze Zeit später ebenfalls vorbei und überholte zudem noch seinen Teamkollegen, welcher an diesem Tag ein außerordentliches Teamplay an den Tag gelegt hatte. Brendels Reifen gaben jedoch in den letzten Runden immer mehr nach und so gelang Aleksandar Knezevic in der letzten Runde das Manöver gegen den FSR-Fahrer.

Auch an der Spitze kam es unterdessen zum Showdown. Pascal Pohlenz flog an Jannis Wollborn heran, dessen Reifen immer mehr nachgaben, während die von Pohlenz an Fahrt gewannen. So musste sich der amtierende Weltmeister in der letzten Runde in Kurve 1 dem Druck beugen und den Clipper ziehen lassen. Dabei vollführte Pohlenz ein Wahnsinns-Manöver auf der Außenbahn und schaffte damit unmögliches. Die wenigsten hätten sich vorstellen können, dass in diesem Clipper ein Sieg machbar wäre. Pohlenz bewies an diesem Abend das Gegenteil und gewann damit sein erstes Rennen 2020.
Hinter Sven Schubert, welcher die vordere Gruppe mit Rang sieben abschloss, kamen Bastian Paisler und Yannik Barwig ins Ziel. Ein Teilerfolg für Barwig und Cesario, welche dennoch wichtigen Boden in der Team WM verloren. Somit sieht es nach der roten Laterne für die Italiener in der laufenden Saison aus. Gino Gaggiano fuhr ein unauffälliges Rennen auf den starken zehnte Rang und sicherte somit OMD weitere Zähler. Jannik Maleika (Cliffort) und Lorenzo de Ciutis schlossen die Punkteränge ab. Für Alexander Kraft (Cliffort), blieb nach einem zerfahrenen Rennen nur Blech auf Rang dreizehn.

Für Jannis Wollborn war der verlorene Sieg in der letzten Runde nicht nur der Verlust des Sieges sondern auch drei wichtiger Zähler für die Fahrer-WM. Statt mit neun Punkten Rückstand geht der amtierende Weltmeister so mit zwölf Zählern Rückstand in den letzten Saison GP in Mexiko. Für Kevin Peters scheint der Titel nun zum greifen nah, so sehr, dass wohl nur höhere Gewalt ihn noch davon abbringen könnte.
Die Wiederholung des Japan GP findest du hier:
Autor: Julian Kopp