Nach dem Saisonauftakt beim Australien Grand Prix musste sich Sven Schubert (Volksmobil) vielen kritischen Fragen stellen. Den im Vorfeld so hohen Erwartungen konnte man letztlich nicht gerecht werden und so wurde der Favorit für den ersten Saisonsieg am Ende auf Grund von Reifenproblemen nur Sechster. Beim Südafrika GP vom vergangenen Sonntag ließ Schubert nun sein Talent aufblitzen und fuhr in einem chaotischen Wetterrennen von Rang zehn zum Sieg.

Dabei sah es nach der Qualifikation noch nicht besonders gut für Schubert und das Volksmobil Team aus. Die Wetterhexe bestätigte die Regenvorhersagen und so begann es direkt nach Start des Qualifyings zur regnen. Ein Umstand, welcher besonders den Topteams das Leben schwer machte. Auf Grund der schnell schlechter werdenden Bedingungen waren vor allem die Teams an der Spitze des Feldes in einer guten Ausgangslage. Zu nutzen wussten dass vor allem die Saldo Piloten. Völlig überraschend sicherte sich so Jannik Maleika die Pole Position vor Aleksandar Knezevic (Cliffort Racing), der von den Favoriten die schnellste Zeit setzte. Maleikas Teamkollege und Teamchef Luca Zorn bestätigte das gute Resultat für die Spanier in dem er sich Platz drei sicherte. Somit war der Rennstall der große Gewinner der Qualifikation. Opfer des Wetterchaos wurden dagegen die Fahrer, welche man eher unter den Top-5 erwartete. Der zweite Cliffort Pilot Cooper McAllister wurde wie in Australien nur Achter und sicherte sich so die Position vor Lukas Schmidt (Cesario), Sven Schubert (Volksmobil), Marc Schlüter (Russia GP) und Yannik Barwig (Newman). Der amtierende Weltmeister Kevin Peters (Volksmobil) hatte dieses Mal mehr Glück und konnte sich als Vierter qualifizieren. Auch der in Melbourne glücklose Gino Gaggiano (SCMM) erreichte mit Platz sechs eine gute Ausgangslage für den Grand Prix.

Die positiven Startpositionen sollten sich für manche allerdings schnell als Fluch statt Segen herausstellen. In der Folge trocknete die Strecke weiter ab, so dass zu Beginn der Rennsession bereits eine Ideallinie auf der rechten Seite der Startaufstellung erkennbar war. Die linken Startboxen hingegen waren weiter deutlich nasser, so dass die Piloten, welche von dieser Seite starten mussten, einen klaren Nachteil haben würden. Das betraf ausgerechnet auch beide Saldos, welche beim Start chancenlos blieben und bereits auf den ersten Metern einige Positionen verloren. Als Jannik Maleika sich dann in der ersten Kurve noch mit Pascal Pohlenz (Clipper) verhakte und ans Ende des Feldes zurückfiel, war die gute Ausgangssituation endgültig dahin. Auch Luca Zorn fiel vorerst ins Mittelfeld zurück. Der Großteil des Grids hatte sich bereits zu Beginn auf die Trockenreifen festgelegt und so waren die Clifforts und Volksmobil Piloten die großen Profiteure des Starts. Die Vierergruppe setzte sich in der Folge ab, wobei die ersten Verfolger Lukas Schmidt (Cesario) und Marc Schlüter (Russia) auf den Regenreifen massig an Zeit verloren. Schnell zeichnete sich ab, dass man sowohl bei Russia GP als auch der Scuderia Cesario hier strategische Fehlentscheidungen getroffen hatte.

So übernahmen schnell beiden Newman Racing Fahrer die Positionen und sowohl Schlüter als auch Schmidt fielen durch den frühen Boxenstopp ins Mittelfeld zurück. Gerade für Schlüter kam es noch dicker. Der Deutsche wurde im ersten Sektor von dem auf die Strecke zurückfahrenden Marvin Schumacher (Clipper) abgeräumt und erlitt so einen größeren Schaden am Fahrzeug. Die anschließende Reparaturzeit warf den Russia GP-Fahrer so weit zurück, dass Schlüter in der Folge nicht mehr ins Rennen zurückkam. Nach dem bereits verkorksten Auftakt in Australien ein weiterer Rückschlag für den Hoffnungsträger des russischen Rennstalls. Weiter vorne konnte schließlich Cooper McAllister an Kevin Peters vorbeigehen und so dem Cliffort Team die vorläufige Doppelführung bescheren. Auf Grund der guten Pace des Australiers ging er anschließend sogar in Führung als sein Teamkollege für ihn Platz machte.

In Runde acht kam dann die doppelte Strafe für die Fahrer, welche auf Regenreifen gestartet und erst auf die Trockenen gewechselt waren. Die nächsten Regenwolken zeigten sich über der Strecke und ergossen sich schließlich auf den Kyalami Circuit. Ein Wetterumschwung, der den Großteil der Fahrer dazu brachte nach wenigen Runden wieder von Slicks auf Regenreifen zu wechseln. Nun war die Zeit für den Geniestreich eines Sven Schubert gekommen. Da gerade bevor der Schwabe an die Box fahren wollte der Regen langsam wieder abnahm, entschloss er sich zu pokern und fuhr weiter mit den angefahrenen Trocken-Pironis. Der Poker ging auf. Erst verließ der Regen Kyalami und dann zeigte sich erneut das erste Anzeichen der Trockenlinie. Wie riskant Schuberts Poker war offenbarte sich trotzdem schnell. Einmal ging der VM-Pilot im Mittelsektor geradeaus, kurze Zeit später drehte er sich in der letzten Kurve. Dennoch hatte sich der Mut zum Risiko gelohnt. Da schließlich Schubert zusammen mit dem Rest neue Trockenreifen holen musste, fand er sich Stopp bereinigt schließlich auf Platz zwei hinter Cooper McAllister (Cliffort) wieder. Da der Australier in der Folge einen Fahrfehler beging fuhr Schubert dankend vorbei und übernahm so die Führung. Sein Teamkollege Kevin Peters setzte zu diesem Zeitpunkt ebenfalls auf Spekulation und hoffte während alle anderen auf Trockenreifen gingen auf weiter einsetzenden Regen. Nachdem der Weltmeister allerdings Runde für Runde fuhr ohne die erhoffte neue Nässe, musste er schließlich klein bei geben und wieder auf Trockenreifen wechseln. Der Trierer hatte dabei soviel Zeit verloren, dass er auch noch hinter Jannis Wollborn (Newman) auf den fünften Rang zurückfiel.

Im Mittelfeld ging es unterdessen deutlich chaotischer zu als an der Spitze. Die Piloten hatten Schwierigkeiten mit den für dieses Jahr neuen Mischbedingungen und gerade beim Überrunden wurde es für manchen Fahrer schwierig nicht gleichzeitig auf der nassen Linie beim Vorbeilassen abzufliegen. Zudem kam es zu kleineren Zwischenfällen als bspw. Daniel Bentenrieder (Beta Guilia), Tim Brendel (Razor GP), im Kampf um die Punkte umdrehte. Besonders die Manziel Piloten stachen hier teils sehr positiv heraus. Sebastian Steinhauer etablierte sich früh im Mittelfeld und auch sein Teamkollege und Teamchef Travis Carter konnte das Tempo mitgehen. Es roch zu diesem Zeitpunkt nach Punkten für den Comeback-Rennstall. Für Travis Carter sollte dieser Traum aber in Kyalami noch nicht in Erfüllung gehen. Durch einen Dreher und anschließende Schwierigkeiten mit dem angeschlagenen Wagen verlor er seinen Heckflügel und fiel so weit zurück. Auch der Anfangs so starke Gino Gaggiano (SCMM) fiel mit der Zeit durch Fehler immer weiter nach hinten.

Für Lukas Schmidt (Cesario) hingegen ging es erst einmal wieder nach vorne. Nach dem verkorksten anfänglichen Reifenpoker kämpfte sich der Schweizer Stück für Stück wieder in die Punkteränge. Doch es war nicht der Abend des Lukas Schmidt. Nachdem er den Wagen im mittleren Sektor verlor und von seinem Ausflug ins Kiesbett zurückkam, verursachte er eine Kollision mit Yannik Barwig (Newman) und kassierte im Anschluss eine Durchfahrtsstrafe. Der endgültige K.O. für die Jagd auf die Top-6. Auch für seinen Teamkollegen Larry Fischer lief es miserabel. Fischer, welcher den Wagen in der Qualy wegwarf und anschließend aus der Box startete, erlebte ein durchwachsenes Rennen und kam nie wirklich gefährlich an die Punkteränge heran. Für die Scuderia Cesario war es ein Rennen zum vergessen. Schmidt holte sich zwar im Anschluss noch Barwig, musste danach aber das Rennen ohne Chance nach vorne auf Platz acht zu Ende fahren. Ein Rückschlag im WM-Kampf.

Kaum beachtet schien indessen Jannik Maleika (Saldo) in diesem Rennen. Der Berliner hatte nach dem verkorksten Start seine erfolgreiche Aufholjagd gestartet und fightete eine zeitlang mit Schmidt um Rang sieben. Nach dessen Durchfahrtsstrafe konnte Maleika aufatmen und das Rennen hinter seinem Teamkollegen Luca Zorn auf dem siebten Rang zu Ende fahren.
Auch an der Spitze tat sich kaum noch etwas. Sven Schubert (Volksmobil) gab die Führung nicht mehr her, auch wenn Cliffort nochmal alles versuchte. Kurzzeitig ließ Cooper McAllister den Teamkollegen Knezevic wieder vorbei, damit der Bosnier versuchte die Jagd auf Schubert zu eröffnen. Da diese aber nicht von Erfolg gekrönt war tauschte man kurz vor dem Ende wieder zurück. Letztlich war der Rennstall mit dem Ergebnis aber hochzufrieden. Holte man doch nun vier von vier möglichen Podestplätzen im Jahr 2021. Dem schloss sich Jannis Wollborn (Newman) an, welcher zumindest noch in der Lage war Kevin Peters (Volksmobil) zu schlagen.
Am wildesten ging es auch in der zweiten Rennhälfte vor allem im Mittelfeld zu. Gerade die Punkteränge waren so bis zum Ende heiß umkämpft. So holte sich in den letzten Runden mit einem tollen Schlusssprint Daniel Bentenrieder (Beta Guilia) noch den zehnten Platz hinter Yannik Barwig (Newman).
Der Leidtragende war Sebstian Steinhauer, welcher dennoch den Sprung in die Punkte schaffte. Wohl eine der größten Sensationen des Abends, hätte doch vor der Saison wohl kaum jemand gedacht, dass Manziel GP bereits nach zwei Grand Prix Punkte holen würde. Fabian Jungbluth im Russia GP schloss die Punkteränge nach einem schwierigen Rennen mit der falschen Anfangsstrategie ab. Der viertplatzierte aus Australien, Pascal Pohlenz (Clipper), erlebte einen Rennabend zum Vergessen und erreichte nach falscher Strategie sowie dem ein oder anderen Zwischenfall nur Rang vierzehn.
Die komplette Wiederholung zum Südafrika GP findest du hier:
Autor: Julian Kopp