
Von Punkte- bis hin zu Siegeswünschen
Für viele im Fahrerfeld steht am Sonntag ein Heim-Grand Prix an. Mit dem Ansporn vor heimischen Publikum ein gutes Ergebnis einzufahren, wird die Hoffnung auf ein kampf-betontes Rennen groß sein. Inwiefern sich das im aktuellen Mittelfeld niederschlägt wird in diesem Artikel untersucht:
Razor GP: Mit 110% vor heimischen Publikum

Im Interview zu diesem Artikel hat Bastian Paisler angekündigt, dass für ihn der „Heim-GP immer etwas Besonderes ist und gerade dort möchte man gut performen“, so der Teamchef. „Dementsprechend werde ich persönlich wieder 110% geben und das Beste aus den Gegebenheiten machen.“ Eine Kampfansage, die er trotz weniger konkurrenzfähigem Equipments ausspricht. Jedoch zeigt die Kurve der Erfolge bei Razor GP nach oben. Während man zu Beginn der Saison mit beiden Boliden noch weit außerhalb der Punkte unterwegs war, hat zumindest Paisler mittlerweile Zähler auf dem Konto. Der Teamchef hat im Zuge des Interviews angedeutet, dass in seinem Teamkollegen Tim Brendel mehr drinsteckt als bei ihm selbst: „Ich hoffe, bei ihm platzt endlich mal der Knoten und er kann von nun an konstant, fehlerfrei und aus eigener Kraft in die Punkte fahren. Von der Grundpace ist Tim eigentlich besser aufgestellt als ich. Er hatte in den letzten Rennen nur leider sehr viel Pech, was ihm einige gute Punkteresultate verwehrte.“ Wie sich das Ganze am Hockenheim-ring wiederspiegeln wird, so gibt sich Paisler bescheiden: „'Puh...schwierig'. Es wäre ja schon ein Erfolg für uns, wenn wir aus eigener Kraft in die Punkteränge fahren könnten. Das wird auch diesmal wieder unser Ziel sein, obwohl die langen Geraden unser Erzfeind sein werden.“
Jedoch was den Razor-Piloten am kommenden Sonntag in die Karten spielen könnte, wäre Regen. Auf Nachfrage bei Paisler hofft er auf trockenes Wetter: „Ganz ehrlich? Ich persönlich hoffe auf ein trockenes Rennen. Zwar wären unsere Chancen im Regen oder Mischbedingungen theoretisch höher, allerdings liegt mir noch Kyalami schwer im Magen. Im Trockenen könnten wir immerhin unseren Stiefel runterfahren und darauf hoffen, dass unser Reifenverschleiß besser ist als der, der direkten Konkurrenz (Stichwort 17 Runden auf Soft in Jerez). Aber falls es doch ein Regenrennen geben sollte, dann ist das halt so. Das wir auch im Regen performen können, haben wir ja in den letzten Jahren gezeigt.“
Zum Abschluss des Interviews hat der Razor-Pilot auch noch einen Blick nach vorne gewagt und tippt auf einen Sieg von Lukas Schmidt in Hockenheim: „Wenn es ein Taktik- und Ausdauerrennen werden sollte, denke ich, dass Schmidt da leicht die Nase vorne hat. Natürlich sollte man auch einen Schubert oder Wollborn nie Abschreiben, aber ich weiß (leider) aus Erfahrung, zu was einem Tier ein Schmidt mutieren kann, wenn er liefern muss (lacht).“
Russia-GP: Von der Yacht in die Kurpfalz

Zum Rennen in Monaco hat der Russia-GP Teamchef Russinov angekündigt, dass er mit genügend „Corona-Abstand“ das Renngeschehen von seiner Yacht in der Bucht von Monte Carlo verfolgen wird. Nun kommt ihm bestimmt gelegen, dass er im Niederrheinischen ein wenig zu Ruhe kommt. Wo es nicht ruhig sein wird: auf der Rennstrecke. Und damit ist nicht der Rambo der Liga Marc Schlüter gemeint, sondern das Renngeschehen am Hockenheim-ring. Auch Marc Schlüter wurde im Zuge des Artikels interviewt und so hart wie er auf der Strecke wirkt, ist er doch ein ganz Netter, was die lange Diskussion im Interview wider-spiegelte.
Auch für Schlüter ist der Heim Grand Prix etwas Besonderes, „Allerdings gehe ich das Rennen wie jedes andere an und will das Bestmögliche aus dem Paket holen“, so der junge Pilot. Auch sein Teamchef Russinov hat das gleiche Bild von seinem Fahrer: „Schlüter bereitet sich wie bei jeden Grand Prix intensiv auf das Rennwochenende vor. Sogar mehr als 90% des restlichen Fahrerfeldes.“ Das hat er auch in Monaco gezeigt, als er sich zwischen-zeitlich auf einem aussichtsreichen Rang positioniert hat: „Bis zum Unfall mit Schubert lag ich auf Kurs Platz 2 bzw. Platz 3 zu holen. Da war wieder deutlich mehr drin als es am Ende wurde.“
Was er auch dieses Mal wieder bewies, jedoch hat es am Ende nur zu einem Rang 12 gereicht. Ob sich in Hockenheim die Situation ändern wird, bleibt offen: „Das Auto fühlt sich an sich gut an. Top 5 sollte denke ich wieder machbar sein aber das wird ein schwieriges Rennen für uns, wenn es trocken bleibt. Wir haben immer noch den nun 6 Rennen alten Motor verbaut, da fehlt uns vor allem in Sektor 2 der Top Speed um 10 km/h gegen die Autos mit einem neuen Cesario Motor um da Konkurrenzfähig zu sein. Wir stehen trotzdem hinter der Entscheidung nochmal das alte Aggregat zu nutzen, um für die kommenden Rennen, wo der Motor wirklich wichtig ist, eine bessere Ausgangslage zu haben.“ Eine Maßnahme, die durchaus aufgehen kann, denn immerhin stehen als nächstes die Highspeed Strecken Spielberg, Spa und Monza an. Auch sein Teamkollege Fabian Jungbluth fährt mit dem „alten“ Motor. Wenn es nach dem Riecher von Schlüter geht, so ist Fabian für ihn momentan im Aufschwung. „Wenn er die Leistung im Rennen so beibehält und im Qualifying weiter vorne steht dann ist bei ihm viel drin. Von Platz 18 auf Platz 8 in Monaco schafft auch nicht jeder.“ Gut, dass für Marc, Bentenrieder nicht "jeder" ist, welcher in Monaco vom letzten Rang auf Rang 7 (mit Zeitstrafe Rang 9, Anm. d. Red.) gefahren ist.
Um auf das kommende Rennen am Hockenheimring zurückzukommen, so hofft Schlüter auf ein Regenwetter: „Ich hoffe tatsächlich, dass es lange und viel regnen wird. Unser Auto ist dank unseres Konzeptes eines der Stärksten in den Kurven und wir haben den besten Diffusor im Feld, was uns auch gut im Regen helfen sollte. Außerdem wird da unser Motoren-nachteil gegen die die einen Neuen eingebaut haben, nicht so groß sein wie im Trockenen.“ Ein Wunsch der sich bewahrheiten und den Motorennachteil relativieren könnte. Denn aktuell sieht es nicht nach einem sonnigen Heim-Grand Prix aus. Auf Nachfrage bei Schlüter, wer am Sonntag die Nase vorn haben wird, so geht er nicht von einem deutschen Sieger aus: „Ich denke das wird weiterhin Schmidt sein. Er ist für viele der beste Fahrer im Feld und erzielt konstant sehr gute Leistungen.“ Man darf gespannt sein, ob der Schweizer auf deutschem Boden siegen wird.
Clipper: Im Wohnzimmer daheim

Ähnlich wie Michael Schumacher, der den Großen Preis von Belgien als „sein Wohnzimmer“ bezeichnet hat, so ist der Heim-Grand Prix für Pascal Pohlenz ein Besuch im Wohnzimmer. Und wenn man die beiden Piloten weiter vergleicht, dann ist Pohlenz in der Bringschuld. Immerhin hat Schumacher, egal mit welchem Boliden, in Spa immer gute Ergebnisse eingefahren oder es sah zumindest danach aus (vgl. Crash mit Coulthard).
Eine Bringschuld, die er bereit ist zu erfüllen, denn er ist mit dem Boliden auf heimischen Boden zufrieden: „Die Performance des Autos sieht Recht vielversprechend aus. Daher ist die Vorfreude auf das Rennen besonders groß.“ Sehr optimistisch vom Deutschen, der mit seiner Aussage andeutet, wie sehr er sich auf das kommende Rennen freut. Und folglich gibt er sich weiter optimistisch für das Ziel für sich und seinen Teamkollegen Leif Nordic, welcher ab sofort fest für das zweite Cockpit im Clipper eingeplant ist: „Wir beide haben auch dieselben Erwartungen: nämlich konstante Punkteränge.“ Jedoch ist das nicht alles, denn Pohlenz wünscht sich für das Heimrennen „Bestenfalls wieder einen Sieg und das zweite Auto in den Punkten, allerdings müssen wir dafür noch gut am Setup arbeiten.“
Angesprochen auf das Wetter, so erhofft sich Pascal Pohlenz trockene Verhältnisse, was auf einen neuen Motor zurückzuführen ist: „Momentan ist das Wetter sowieso extrem schwer vorherzusagen, allerdings würde ich mir ein trockenes Rennen wünschen, da unser Auto dort mit am besten funktioniert.“ Ein Auto, welches diese Saison schon einmal gewonnen hat mit einem Cesario-Aggregat im Heck. Jedoch auf einer Strecke, wo der Motor nicht wirklich seine Stärken ausspielen kann, was die Qualität eines Pohlenz zeigt. Allerdings, abgesehen von seinem Wunsch selbst oben auf dem Treppchen zu stehen, sieht er „bei einem normalen Rennverlauf Lukas Schmidt“ vorne. Das wäre ein Ergebnis, womit sich Schumacher in seinem Wohnzimmer nie zufrieden geben würde…
Saldo: Aus der Sauna ins Cockpit

So müsste es am vergangenen Rennsonntag in Monaco Morgan Freeway ergangen sein, als er kurz vor Rennstart zum Fahrer des sonst von Luca Zorn besetzten Boliden berufen wurde. Nun ja, eigentlich nichts Ungewöhnliches für einen Saldo-Piloten, wenn man bedenkt, dass sie nicht wirklich zu den Trainings-Weltmeister vor einem Rennen zählen. Nur dieses Mal mit dem Unterschied, dass man anscheinend mit Stein-Schere-Papier entschied, wer die Cockpits besetzt.
Jedoch, trotz minimaler Vorbereitung konnte man ein tolles Ergebnis in Monte Carlo erzielen: Freeway fuhr auf Rang 10 und Jannik Maleika auf Rang 11. „Mit beiden Autos in den Punkten gewesen und besser damit als in Jerez, bei einer kombinierten Vorbereitungszeit von einer Dreiviertelstunde, kann man zufrieden sein“ so Maleika.
Ein Ergebnis, welches er gerne auf das kommende Rennen am Hockenheimring übertragen möchte: „Ohne unvorhersehbare Komplikationen sollte es ein geschlossenes Teamergebnis werden.“ Denn die Strecke könnte dem Saldo liegen: „Hockenheim ist eine Strecke die uns etwas in die Karten spielen sollte, jedoch gehören wir noch zu denjenigen, die mit dem ersten Motor unterwegs sein werden“, ist die Auffassung von Maleika. Eine Aussage an der was dran sein könnte. Zieht man Vergleiche zu Brasilien, wo ähnliche Verhältnisse wie in Hockenheim vorherrschen, so ist mit Saldo zu rechnen. Denn dort fuhren die beiden Stiere auf die Positionen sieben und zehn.
Was in Brasilien schon ein heikles Thema war, könnte sich beim Großen Preis von Deutschland wiederholen. Denn wie auch in Brasilien geht man von Regen aus, weswegen Jannik „den Regenschirm auf alle Fälle einpacken wird.“
Fazit und Kachelmann-Prognose
Bei den hier betrachteten Teams ist nur eines gewillt sich selbst ein positives Ergebnis für das kommende Rennen zu prophezeien, nämlich Clipper. Die anderen dagegen klagen über den alten Motor oder sehen sich selbst im hinteren Punktebereich. Deswegen sollten in dem hier genannten Vierergebilde auf alle Fälle die Augen auf Pohlenz und seinen Teamkollegen Nordic geworfen werden. Wobei auch immer mit einem mittlerweile formstarken Marc Schlüter zu rechnen ist. Bei welchem Punkt sich aber alle einig sind: Lukas Schmidt wird das Rennen machen.
Ob sich das bewahrheiten wird, seht ihr am kommenden Sonntag beim YouTube-Stream der GSO ab 17.45 Uhr.
Abschließend wurde der GSO-Kachelmann Yannik Barwig befragt, welches Wetter am Sonntag zu erwarten ist und er ist der Meinung: „Sehr wechselhafte Bedingungen haben wir derzeit, es könnte also zu einem tatsächlichen Wetterchaos kommen.“ Ein spannendes Rennen steht uns wohl bevor.
Hier findest du die aktuellen Trainingszeiten zum KFZ-Service-Schubert Deutschland GP:
https://www.race-view.com/server?user_id=Virtual%20Formula%20Championship&server_id=VFC%202021
Autor: Johannes Greulich