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VFC-2021: Rennbericht Europa GP - Wollborn übernimmt die WM-Führung und löst Boxeneklat aus


Mit seinem dritten Sieg in Folge und dem fünften Erfolg der laufenden Saison konnte Newman Pilot Jannis Wollborn am Nürburgring erstmals 2021 die WM-Führung über-nehmen. Dabei sorgte der Weltmeister von 2019 für eine heikle Kontroverse durch zwei Zwischenfällen an der Box mit beiden VM-Fahrern.


Bereits in der Qualifikation wurde klar, dass an diesem Abend der Kampf um den Sieg über Wollborn und die beiden Volksmobil Piloten laufen würde. Bereits in den Trainings hatte sich die gute Performance des deutschen Rennstalles angedeutet. Kevin Peters hatte die Hotlapliste knapp angeführt und war als einer der Favoriten in die Eifel gereist. Das setzte der amtierende Weltmeister in der Qualifikation prompt um. Mit einer 1:27.382 sicherte sich Peters wohlgemerkt die erste Pole-Position seiner VFC Karriere. Sicherlich ein fehlendes Stück, welches der VM-Pilot seiner Legacy noch hinzufügen konnte.


Ein wenig überraschend zumindest sicherlich, dass Peters damit nicht nur die Konkurrenz schlug, sondern auch Teamkollege Sven Schubert trotz älterem Motor um 1,5 Zehntel hinter sich ließ. Damit sah die VFC die nächste komplette erste Teamstartreihe nach den Russia GP Piloten beim letzten Rennen in Monza. Gefolgt wurden die Volksmobil von Jannis Wollborn (Newman) sowie Italien-Pole-Setter Marc Schlüter (Russia), welcher keine gute Runde hinbekam und so einen etwas größeren Abstand zum Spitzentrio aufwies. WM-Kontrahent Lukas Schmidt hatte dieses Mal schon etwas deutlicher das Nachsehen und musste sich mit Startplatz sechs begnügen. Fabian Walter (P10) verlor indessen das teaminterne Duell der Clifforts mit Cooper McAllister (P5) überraschend deutlich und ging vor Daniel Bentenrieder (Beta Guilia) ins Rennen. Für den kurzfristigen Cesario-Debütanten Dominik Wiesner ging es an diesem Abend vor allem um Erfahrungen sammeln. Der D2 Pilot startete nach seiner ersten VFC-Qualifikation von Rang 20.

Bereits beim Rennstart konnten die Volksmobil Piloten unterdessen ihre Führungsposition vor Jannis Wollborn und Marc Schlüter behaupten. Die Anfangsphase wurde vor allem aus dem Mittelfeld heraus unterhalten. Gerade um die hinteren Punkteränge entstanden viele Gruppen, in welchen sich um die Positionen gestritten wurde. So gab es unter anderem einen tollen Fight innerhalb des Trios Jannik Maleika (Saldo), Daniel Bentenrieder (Beta Guilia) und Gino Gaggiano (SCMM) zu bestaunen. Nicht immer blieb man dabei fehlerfrei und so verabschiedeten sich mit Luca Zorn (Saldo), Travis Carter (Manziel) und Bastian Paisler (Razor) bereits drei Piloten in der Anfangsphase nach Fahrfehlern aus dem Punktekampf.

Aber auch an der Spitze ging es teils heiß her. Marc Schlüter hatte seine vierte Position zu Beginn gegen den Australier Cooper McAllister (Cliffort) verloren und konnte sie sich nach einem sauberen Überholmanöver zurückerobern. WM-Führender Lukas Schmidt (Cesario) hingegen konnte vorerst keine Positionen gut machen und taktierte sein Rennen hinter der Spitzengruppe.

Im Kampf um Rang zwei machte Jannis Wollborn (Newman) unterdessen immer mehr Druck auf seinen Vordermann Sven Schubert (VM), welcher sich als der gewohnt harte Brocken herausstellte. Doch trotz abbauender Pironis hielt Schubert seine Position bis zum ersten Boxenstopp. Diese Situation nutzte Wollborn um ebenfalls an die Box zu kommen. So kam es zum ersten großen Aufreger des Abends. Wollborns Box befand sich genau vor der von Sven Schubert. So weit so normal. Doch als Schubert seinen Boxenplatz wieder verlassen wollte, war ein losfahren unmöglich. Der Newman Wagen stand zu nah vor seinem und so musste der Schwabe warten bis auch Wollborn abgefertigt worden war. So verlor er seine Position gegen den direkten Kontrahenten um die WM. Ein erster wütender Aufschrei im VM-Lager gegen den Weltmeister von 2019 war die Folge.

Dieser nahm nun mit einigen Sekunden Abstand die Jagd nach Kevin Peters auf und konnte sich in der Folge von Schubert absetzen. In dieser Phase beruhigte sich das Rennen wieder etwas. Lukas Schmidt (Cesario) hatte nun die Führung übernommen, da er im Gegensatz zur Konkurrenz noch nicht an der Box war. Als der Schweizer in Runde 16 schließlich reinkam konnte man erahnen, dass er im Gegensatz zu den meisten anderen auf zwei, statt auf 3-Stopp unterwegs war. Ein strategischer Vorteil, welcher ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Podiumsplatz verholfen hätte. Wäre da nicht sein Teamkollege gewesen. Debütant Dominik Wiesner geriet am Ende des Feldes in eine unglückliche Situation. Statt dem über-rundenden Yannik Barwig (Newman) Platz zu machen verlangsamte Wiesner auf der Ideallinie um dem Newman die Möglichkeit zum Vorbeiziehen zu geben. Da Barwig jedoch mit einem zur Seite fahren rechnete, krachte er dem Cesario ins Heck und verlor dabei den Frontflügel.

Glück im Unglück für den Heidelberger, denn so konnte Barwig sein Rennen zumindest fortsetzen. Für Wiesner ging die Situation weniger glimpflich aus. Der Cesario verlor ein Hinterrad und so musste der Rookie sein Rennen frühzeitig beenden. Die Situation hatte eine Full-Course-Yellow Phase zur Folge, welche vor allem den meisten 3-Stopplern sehr entgegen kam. Für Lukas Schmidt bedeutete es indes das Aus für die Podest Hoffnungen aus eigener Kraft.

In dieser Phase kam es dann noch zum zweiten großen Aufreger des Abends, welcher den Eklat zwischen Newman und Volksmobil perfekt machte. Beim letzten Boxenstopp gingen die Führenden Kevin Peters und Jannis Wollborn gemeinsam zum Reifenwechsel. Damit stand Wollborn wieder vor dem VM-Fahrer und wieder so ungünstig, dass Peters trotz kürzeren Stopps nicht eher losfahren konnte und damit die Führung einbüßte. Wollborn ging als erster wieder auf den Kurs und hatte damit einen großen Vorteil für den letzten kurzen Stint. In der Folge bleib Peters mit unter zwei Sekunden zwar in Schlagdistanz, mit den in der Haltbarkeit unterlegenen Pironi Reifen gelang aber kein ernsthafter Angriff mehr. So verpasste der amtierende Weltmeister seinen ersten Sieg in der laufenden Saison und zeigte sich im Anschluss auf der Pressekonferenz extrem bissig gegenüber seinem Kontrahenten. Für den VM-Mann stellten die Boxengeschehnisse einen handfesten Skandal dar, welcher dem Team an diesem Abend vielleicht sogar den Doppelsieg gekostet hatte.

Sein Teamkollege Sven Schubert musste sich unterdessen im letzten Stint hart gegen Russia Pilot Marc Schlüter verteidigen, der den rutschenden VM allerdings in den Schlussrunden nicht überholen konnte und sich somit mit Rang vier begnügen musste. Schubert zeigte sich im Vergleich zum Teamkollegen auf der PK verhältnismäßig diplo-matisch, auch wenn man meinte das Scheppern von Glas aus Schuberts Micro zu hören als Wollborn seinen Eindruck der Rennsituationen zum Besten gab. Für Cliffort Royal Racing stellte der Europa Grand Prix indessen endlich wieder ein Erfolgserlebnis dar. Cooper McAllister zeigte sich äußerst konkurrenzfähig und beendete sein Rennen nur elf Sekunden hinter der Spitze auf dem 5. Platz. Sein Teamkollege Fabian Walter fuhr nach einem nicht zufriedenstellenden Qualifying noch auf den siebten Rang. Teamchef Röhken darf sich so über ordentliche Punkte freuen. Zusätzlich überholte man Cesario auf Rang drei in der Team-WM.


Der verbliebende rote Flitzer Lukas Schmidt, blieb letztlich dank gebrochener Taktik auf Rang sechs und verlor so die WM-Führung gegen Jannis Wollborn. Gegenüber Sven Schubert hat der Schweizer nun noch zwei Zähler Vorsprung. Damit scheint der WM-Kampf eng wie nie in der jetzigen Saison zu sein. Zusätzlich erlebte Schmidt in der zweiten Rennhälfte seinen persönlichen Schreckmoment, als ihm Jannik Maleika (Saldo) im Zweikampf auffuhr. Der Schweizer geriet durch die Kollision aufs Gras, verlor das Heck und wurde so unfreiwillig kurz zur Straßenblockade für den folgenden Fabian Jungbluth (Russia). Dieser verlor so unglücklich den Frontflügel und wurde vorerst aus den Punkterängen gespült. Schmidt konnte sein Rennen fortsetzen, während Maleika für das Auslösen der Situation eine 10-Sekunden Zeitstrafe aufs Rennergebnis bekam.

Wollborns Teamkollege Yannik Barwig erlebte einen Abend über den Erwartungen. Mit einem der ältesten Motoren im Feld ausgestattet, gelang dem Heidelberger trotz dem Zwischenfall mit Dominik Wiesner (Cesario) ein guter achter Rang, welcher noch von der Zeitstrafe für Jannik Maleika (Saldo) begünstigt wurde. Dieser fiel dadurch von Rang sieben auf Rang neun zurück. Die Top-10 schloss einer der überglücklichen an diesem Abend ab. Nach sechs punktlosen Rennen in Folge schaffte es SCMM-Teamchef Gino Gaggiano endlich wieder in die Zählerränge und machte so für sein Team wichtigen Boden gut in der Konstrukteurs-WM.


Dahinter schlossen Tim Brendel (Razor GP) und Fabian Jungbluth (Russia GP) die Punkterränge ab. Sebastian Steinhauer (Manziel GP) ging als Dreizehnter einmal mehr dieses Jahr knapp leer aus.


Autor: Julian Kopp


Hier gehts zur Wiederholung des Europa GP:


Das finale Rennergebnis des Europa GP:

Die WM-Stände nach dem Europa GP:


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