
Jannis Wollborn hat einen großen Schritt in Richtung seines zweiten Weltmeistertitels getan! Der Newman Racing Pilot baute am vergangenen Sonntag seinen Vorsprung in der Fahrer-Wertung mit einem dritten Platz gegenüber der Konkurrenz weiter aus. Mann des Abends war aber dieses Mal vor allem Wollborns Teamkollege Yannik Barwig. Dieser nutzte sein wieder konkurrenzfähiges Auto um seinen ersten Sieg in der Königsklasse seit Ende 2014 einzufahren. Wie damals gelingt ihm dies in den USA, weswegen er im Fahrerlager im Anschluss an den Grand Prix bereits als US-Experte und potenzieller GSO-Korrespondent bezeichnet wurde.
Bereits in der Qualifikation konnte man ungefähr ahnen, welche Piloten an diesem Tag gute Chancen auf einen Podestplatz haben würden. In einem engen hin und her setzte sich schlussendlich Pascal Pohlenz (Clipper) gegen Marc Schlüter (Russia) um wenige Tausendstel durch und sicherte sich so seine sechste Pole der laufenden Saison. Damit schickte sich Pohlenz an bereits den dritten Sieg in Folge anzupeilen. Hinter ihm und Schlüter nahm unterdessen das Newman Team die komplette zweite Startreihe ein. Dabei landete Yannik Barwig mit frischerem Motor knapp vor dem Teamkollegen und WM-Anwärter Jannis Wollborn. Eine denkbar gute Ausgangslage für den Rennstall. Blass blieb dieses Mal vor allem Volksmobil-Blue Horns. Während sich Sven Schubert als WM-Zweiter zumindest Rang fünf sicherte wurde Weltmeister Kevin Peters nur Achter. Ähnlich ent-täuschend lief die Qualy auch für den dritten Titelanwärter im Bunde: Lukas Schmidt von der Scuderia Cesario. Schmidt verpasste denkbar knapp einen Sprung um mehrere Positionen und musste sich mit Rang 10 begnügen.

Am Start war an der Spitze vor allem Marc Schlüter der große Verlierer. Erst musste der Russia Pilot die Positionen gegen die beiden Newman Wagen hergeben, ehe der ehemalige Teamkollege Sven Schubert ihn in Ellenbogenmanier neben die Strecke drückte. Die Folge war ein vorläufiges Zurückfallen auf Position Sieben. Doch selbst hier endete die Rückreise für Schlüter nicht. Anschließend kolldierte er im Zweikampf mit Alexander Kraft (R-cademy) und fiel zurück ins Mittelfeld. Kraft verlor dabei sogar noch mehr Positionen. Die Hoffnungen auf seinen ersten Saisonsieg aber konnte Marc Schlüter bereits zu Rennbeginn wieder vollständig begraben. Bis auf ein paar kleinere andere Zwischenfälle im hinteren Feld verliefen die ersten Runden allerdings weitestgehend friedlich.
Dennoch war diese Phase geprägt von einigen Zweikämpfen und Positionsverschiebungen im Mittelfeld. An der Spitze hatten sich die drei Pohlenz, Barwig sowie Wollborn engagiert und fuhren mit ähnlichen Zeiten dem Rest davon. Während Marc Schlüter mit einem tollen Doppelmanöver in Kurve eins an Luca Zorn (Saldo) und Teamkollege Fabian Jungbluth gleichzeitig vorbeizog. Durch eine Berührung zwischen den letztgenannten drehte sich allerdings Jungbluth weg und verlor einiges an Boden. Gleiches galt in diesem Moment auch für Sven Schubert. Der WM-Anwärter fiel erst durch Reifen- und anschließend Internetprobleme weiter zurück. Der Schwabe fand sich so schnell auf Rang sieben wieder hinter seinen direkten Kontrahenten Schmidt und Wollborn. Gerade Lukas Schmidt (Cesario) nutzte die ersten Runden sowie die Fehler der Konkurrenz um Boden gut zu machen. Die Belohnung: Frühzeitig ein 5. Platz hinter Cooper McAllister (Cliffort).

Auch am Ende des Feldes kam erster Frust auf. Alexander Rütt (SCMM) kassierte nach dem Verursachen einer Kollision eine Durchfahrtsstrafe der Rennleitung. Gefrustet von gefühlt allem fuhr Rütt mit Vollgas in die Boxengasse und stellte den Boliden ab. Ein Verhalten, dass im Nachgang noch Konsequenzen haben könnte für das nächste Rennen in Mexiko. Doch auch für Daniel Bentenrieder war es ein Abend zum Vergessen. Zu oft sah man den Bayer außerhalb der Strecke durch die Botanik rumpeln. In Runde 20 zog der Beta Guilia Pilot schließlich die Konsequenzen und stellte den Wagen in der Box ab. Generell sollte der Rennabend die bis dato meisten Saisonausfälle in einem Grand Prix zählen.
An der Spitze unterlief derweil Pascal Pohlenz ein Fehler, welcher sich im Laufe des Rennens noch auswirken sollte. Im Mittelsektor verlor der Clipper Pilot mit vermeintlich schon weit runtergefahrenen Pironis die Kontrolle im Mittelsektor und konnte nur gerade so einen Einschlag in die Wand verhindern. Das nutzten beide Newman Fahrer um die Doppelführung zu übernehmen. Die Freude hielt aber nur kurz denn Pohlenz überholte Wollborn zeitnah wieder. Weiter hinten bekam nun Luca Zorn (Saldo) seinen Auftritt. Der Schweizer, welcher bisher eine verkorkste Saison erlebt hatte sich bis dato gut geschlagen. Die Belohnung war ein zwischenzeitlicher achter Platz.

In Runde 12 war Zorn nun der Erste des Vorderfeldes an der Boxengasse. Beim Herausfahren berührte er den ankommenden Sebastian Steinhauer (Manziel) an der Hinterachse. In der nächsten Kurve nun verlor dieser die Kontrolle über seinen Wagen und nahm Zorn dabei noch mit, welcher nicht mehr ausweichen konnte. Währen der Saldo Pilot seinen Frontflügel einbüßte, musste Steinhauer nach dem Einschlag in den Reifen auf sein Heck verzichten. Der Manziel Fahrer musste anschließend den Wagen im Kies abstellen und löste so eine Full-Course-Yellow Phase aus, die dem Rest des Feldes den ersten Stopp ermöglichte. Für Zorn doppelt bitter, hatte dieser bereits Reifen gewechselt. Beim Restart dann der nächste Ausfall. Larry Fischer im zweiten Cesario, welcher einen furchtbaren Rennabend hatte, komplettierte diesen unabsichtlich mit einem Disconnect. Auch er dürfte froh sein wenn die Saison 2021 bald vorbei ist.
Zu Beginn des Zweiten Stints hatte sich Marc Schlüter (Russia) bereits wieder auf Platz fünf vorgearbeitet und sah sich einem zweikampfwilligen Cesario von Lukas Schmidt entgegen während sich vorne Yannik Barwig und Pascal Pohlenz einen zeitlichen Schlagabtausch lieferten. Dahinter fand sich der WM-Führende Jannis Wollborn immer mehr im Niemandsland wieder, welches für ihn im Hinblick auf den Titel aber absolut ideal war. Weniger rühmlich lief es beim amtierenden Weltmeister Kevin Peters (VM). Im Kampf zwischen den Positionen neun und zwölf ging es ordentlich zur Sache. So kam es auch immer wieder zu fast-Abflügen mit u.a. Jannik Maleika (Saldo) oder Bastian Paisler (Razor GP), welche ebenfalls für ihre harte Gangart bekannt sind. Die Rennleitung zeigte sich hier aber von ihrer gnädigen Seite und beließ es weitestgehend bei Verwarnungen.

Im Kampf um den Sieg wurde es unterdessen noch einmal richtig interessant. In den Vorletzten Stint ging Pascal Pohlenz mit einem leichten Reifenvorteil und konnte die 5-Sekunden Rückstand zu Yannik Barwig immer weiter dezimieren. Als dann beide zu ihrem letzten Boxenstopp hintereinander in der gleichen Runde kamen erwartete man noch eine harte Schlussattacke von Pohlenz.
Doch die erwartete Aufholjagd blieb aus. Mit nun gleichen Reifen war Barwig in der Lage die Pace des Pohlenz Clippers mitzugehen. Zwar schmolz der Abstand zwischenzeitlich noch etwas. Wirklich gefährlich aber wurde Pohlenz dem Heidelberger nicht mehr. Und so sicherte sich Barwig seinen zweiten Allzeit Triumph in der Königsklasse nach dem US Grand Prix von 2014 als er vor einem gewissen Morgan Freeway und Sven Schubert den ersten Karrieresieg einfuhr. Ein großer Abend für den häufig kritisierten Newman Piloten. Jannis Wollborn beendet wohl eines der ruhigsten Rennen der Saison ungefährdet auf einem dritten Platz.

Dahinter schaffte es Lukas Schmidt im letzten Stint den Russia von Marc Schlüter erfolgreich abzuwehren und so gelang dem Schweizer der zweite vierte Rang in Serie. Cooper McAllister im Cliffort schloss dahinter seine starke Leistung erfolgreich mit Rang sechs ab. Genau wie Lukas Schmidt büßte auch Sven Schubert WM-Punkte gegen Jannis Wollborn ein. Der VM Pilot blieb über das Rennen blass und konnte so letztlich nur einen siebten Rang vor Alexander Kraft einfahren. Der R-cademy Pilot erreichte damit auch sein persönliches Rennziel. Fabian Jungbluth im zweiten Russia und Jannik Maleika (Saldo) komplettieren das Top-10 Ergebnis.
Und Weltmeister Kevin Peters? Fiel sowohl wegen harter Fahrweise als auch einem enttäuschenden 11. Platz auf. Dennoch hält Peters damit seine Serie an Punkteplätzen, welcher er nun auf 38 Rennen in Serie ausgebaut hat. Den letzten Zähler sammelte Bastian Paisler auf Platz 12 für Razor GP.
Jannis Wollborn geht nach diesem Abend mit nun 20 Punkten Vorsprung vor Sven Schubert in die letzten beiden Grand Prix, ein Titelgewinn beim kommenden Rennen in Mexiko ist somit überaus wahrscheinlich.
Autor: Julian Kopp
Hier gehts zur Wiederholung des USA GP:
Das offizielle Rennergebnis des USA GP:

Der aktuelle WM-Stand:

