
Gute Manieren und einen warmen Tee. Dinge die man im klassischen Großbritannien seit jeher zu schätzen wusste. Genau wie spannende Sportveranstaltungen. Umso größer dürfte die Vorfreude auf die anstehende britische Woche in der GSO sein. Den Auftakt dazu liefert, wie so oft in der laufenden Saison, am morgigen Abend die Division 2. Nächste Woche wird dann die VFC nachziehen.
Ob gute Manieren und warmer Tee dabei ein Thema sein könnten dürfte aber bezweifelt werden. Der Meisterschaftskampf der Nachwuchsserie ist in vollem Gange und so wird es bei sommerlichen Temperaturen zumindest heiß hergehen. Ein gutes Benehmen zählt aktuell aber bei den Top-4 der Division 2 definitiv dazu. Auch in Silverstone begegneten sich im Vorfeld Jan Winter (TDD by Kostec), Jörn Dicks, Alexander Hess (beide Afelian Racing) sowie Heiko Kolvenbach (Buttler-Pal) wieder mit gegenseitigem Respekt aber auch grenzenlosem Ehrgeiz.
Die Ausgangssituation ist dabei nach dem Italien GP so spannend wie noch nie in der laufenden Comeback-Saison der D2. Jan Winter geht als Gejagter in den Grand Prix. Vor Monza galt der Nachwuchsfahrer der Torino Car Group als klarer Favorit und beinahe Meister. Nach seinem Fehler mit Abflug und einem Nuller als Konsequenz sind die Karten nun aber neu gemischt. Winter geht dabei mit drei Zählern vor Jörn Dicks und sieben Punkten Vorsprung auf Alexander Hess in den Grand Prix. Dabei könnte gerade im Rennstint dieses Mal die große Stärke des Jan Winters als Vorteil zum Tragen kommen. Bereits über die ganze Saison zeigte Winter hervorragend niedrige Werte beim Reifenverschleiß. Ein Faktor der auf Grund der steinharten und belastbaren Greenfields zwar selten wirklich zum Ausdruck kam, in Silverstone aber von Belang sein dürfte.

Seine Konkurrenz von Afelian Racing ist hingegen nicht gerade für die reifenschonenste Fahrweise bekannt. Für Jörn Dicks zählt der Großbritannien GP ohnehin zu den Hassstationen des Rennkalenders. Umso mehr dürfte der Rheinländer auf Schadens-begrenzung am morgigen Abend aus sein oder eben auf einen weiteren Fehler seines Rivalen Jan Winter. Umso mehr gilt auch Alexander Hess als der vielleicht lachende Dritte im Bunde. Hess, welcher erst beim zweiten Grand Prix des Jahres in die Serie einstieg, hat mit seinem ersten Saisonsieg in Monza Boden gut gemacht und befindet sich in Lauerstellung. Auf Grund seiner guten Form in der D2 gilt er bei nicht wenigen Beobachtern als Geheimfavorit auf den Titel.
Und da wäre noch Heiko Kolvenbach. Der Mann, welcher schlussendlich das Zünglein an der Waage sein könnte. Der erfahrene Racer spielt zwar auf Grund des Einstieges zur Saisonmitte keine Rolle mehr im Meisterschaftskampf, könnte aber mit seiner Pace den Führenden wichtige Punkte klauen. Mit einem starken Auftaktsieg in Belgien setzte er direkt ein erstes Ausrufezeichen. In den aktuellen Trainingszeiten zumindest konnte er mit seinem Buttler-Pal die bisher schnellste Runde auf den Asphalt zaubern. Vor Jan Winter und den beiden Afelians. Ein großer Faktor könnte seinen zweiten Sieg umso wahrscheinlicher machen. Durch seine immense Langstreckenerfahrung bringt Kolvenbach einen ruhigen und klinisch sauberen Fahrstil mit, welcher den Reifen streichelt wie wohl kein anderer im Feld. Ein großer Vorteil für den morgigen Rennstint. Dass auch ein Kolvenbach jedoch nicht vor Fehlern geschützt ist, bewies erst der Italien GP, als er sich durch einen Unsafe Release eine Durchfahrtsstrafe einfing und so den möglichen Kampf um den Sieg verlor.
So wird die GSO gebannt auf die Schlacht der vier Top-Talente schauen. Doch auch dahinter wird es wieder interessant zu gehen. Mit Simon Core (Team GSO) feiert ein alter Bekannter sein Comeback. Core fuhr zuletzt 2020 in der VFC für das Clipper Motorsport Team, konnte dort allerdings keine Akzente setzen und zog sich auch in der zweiten Jahreshälfte als Teamchef und Fahrer des Rennstalls zurück. Damit machte er den Weg frei für Pascal Pohlenz, welcher durch die Zusammenarbeit mit der Scuderia Cesario das Team auf ein neues Level heben konnte. Nun steigt Core in der D2 wieder in den Rennbetrieb ein. Ein längerfristiges Engagement entscheidet sich aber wohl erst im Anschluss an den Grand Prix.

Für Morgan Freeway war es indessen eine Comebacksaison mit Höhen und Tiefen. Der langjährige GSO Pilot erlebte 2021 wohl alles. Zwischen einem gefeierten Sieg in Südafrika, Podien, technischen Problemen und Ausfällen war alles dabei. Er dürfte als führender Mann der zweiten Reihe hinter den Top-4 auch in Großbritannien agieren. Dabei spielt für das KFZ-Service-Schubert-Manziel GP Team die Schlussphase der Saison noch eine wichtige Rolle. Man befindet sich weiterhin im Dreikampf mit WR Racing, welche in Großbritannien den lange abwesenden Tobias Dorsch ins Feld schicken. Ein weiterer Auftritt von Nico Postkämper erscheint in Silverstone auf Grund technischer Probleme erst einmal unwahrscheinlich. Auch Volksmobil mischt in diesem Dreikampf weiterhin mit, dürfte aber einen schweren Stand haben. Nachdem Teamchef Peter Andrews in der VFC mit Organisationsproblemen zu kämpfen hatte, zog er sich bereits vor dem Italien Rennen für den Rest der Saison als Fahrer der D2 zurück. Er wolle sich mehr um reibungslose Abläufe seiner VFC-Piloten kümmern. So wird Dominic Rustemeier abermals als einziger Pilot des Rennstalls antreten, da ein Ersatz noch nicht gefunden wurde. Durch die starke Saisonentwicklung beispielsweise von Philipp Feckeler, welcher zuletzt ein starkes …. Resultat einfuhr sowie die neuen während der Saison hat Rustemeier einen schweren Stand bekommen. Man darf gespannt sein ob Feckeler an den positiven Aufwärtstrend der letzten Rennen anknüpfen kann.
Doch neben den Kämpfen an der Spitze sowie im vorderen Mittelfeld haben auch die Hinterbänkler wieder die Chance sich zu zeigen. GSO-Legende Patrick Newman (Archer GP) wird sicher darauf aus sein wieder Zähler für das eigene Gewissen und Punktekonto zu holen. Konkurrenz könnte er dabei von Dominik Wiesner (TDD by Kostec) bekommen, welcher zuletzt als Ersatzfahrer der Scuderia Cesario sein VFC-Debüt gab und auch in Silverstone gute Trainingszeiten hinlegte. Gleiches gilt für MG 404 Falcon Simracing, welche auch darauf hoffen werden, dass ein Stefan Cerne erstmals Punkte mitnimmt. Christian Dittmer hingegen dürfte mit seiner Erfahrung wohl wieder sicher bei den Punkterängen dabei sein. Diese Hoffnung dürfte auch Stefan Schubert (KFZ-Service-Schubert-Manziel) haben, welcher zwar als Trainingsweltmeister gilt, aber bisher noch keinen Zähler in der laufenden Saison zu verbuchen hatte. Da das Fahrerfeld durch einige Ausfälle und Abgänge auf wohl maximal 15 Piloten dezimiert sein wird. Darf man sich aber durchaus Hoffnungen auf einen Top-10 Platz machen. So wird z.B. auch Alex Woitala (Buttler-Pal) nach seinem Debüt in Italien fehlen, da er für das Großteam in einem anderen Wettbewerb außerhalb der GSO benötigt wird. Zudem zog sich auch Katzes Racing nach einem Rennen in Belgien vorerst aus dem Betrieb zurück und auch URL Racing könnte wieder vollständig abwesend sein.
So oder so. Der morgige Sonntag verspricht wieder einiges zu bieten und neue Geschichten zu schreiben, welche nach dieser unterhaltsamen Combeback Saison der D2 nicht in Vergessenheit geraten werden.
Autor: Julian Kopp
Hier geht’s zu den aktuellen Trainingszeiten des Großbritannien GP: